Töten im Zoo – Das Wichtigste in Kürze
Am 29. Juli 2025 hat der Tiergarten Nürnberg zwölf gesunde Guinea-Paviane erschossen – aus Platzmangel. Trotz monatelanger Proteste und alternativer Lösungsvorschläge sah der Zoo keine andere Möglichkeit, als die Tiere zu töten. Dieses Ereignis zeigt exemplarisch, warum das System Zoo gescheitert ist: Töten im Zoo wird als Artenschutz verkauft, ist aber in Wahrheit das Ergebnis jahrzehntelanger Fehlplanung und institutioneller Verantwortungslosigkeit. Guinea-Paviane sind in der Natur bedroht – umso zynischer ist es, sie in Gefangenschaft zu töten. Tierschutzorganisationen wie Pro Wildlife, der Deutsche Tierschutzbund und die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht haben Strafanzeige gestellt, da die Tötung gegen das Tierschutzgesetz verstößt.
Inhaltsverzeichnis – Töten im Zoo
Einleitung
Du sitzt im Café und scrollst durch die Nachrichten, als Dir diese Schlagzeile entgegenschlägt: „Tiergarten Nürnberg tötet zwölf gesunde Paviane aus Platzmangel.“ Vielleicht denkst Du Dir erst: „Das kann doch nicht wahr sein!“ Leider ist es das. Am 29. Juli 2025 wurde ein Beispiel dafür geschrieben, wie weit sich Zoos von ihrem ursprünglich proklamierten Auftrag entfernt haben.
Der Fall der Paviane Nürnberg ist kein Einzelfall, sondern symptomatisch für ein System, das unter dem Deckmantel des Artenschutzes Tiere zu Objekten degradiert. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns die unbequeme Frage stellen: Ist es noch zeitgemäß, Tiere für unsere Unterhaltung einzusperren und dann zu töten, wenn sie „überzählig“ werden?
Die Geschichte der zwölf Guinea-Paviane ist mehr als nur eine traurige Nachricht – sie ist ein Weckruf. Sie zeigt uns, dass töten im Zoo zur Normalität geworden ist und als notwendiges Übel verkauft wird. Doch ist es das wirklich? Oder offenbart dieser Fall nicht vielmehr die strukturellen Probleme eines Systems, das dringend überdacht werden muss?
Hintergrund des Falles: Pavian-Tötung Nürnberg
Der Weg zur Katastrophe
Die Tragödie begann nicht am 29. Juli 2025, sondern Jahre zuvor. Bereits im Februar 2024 kündigte der Tiergarten Nürnberg Paviane töten zu wollen – wegen Überpopulation. Das Gehege, das ursprünglich für 25 Tiere konzipiert war, beherbergte zuletzt etwa 43 Guinea-Paviane.
Du fragst Dich sicher: Wie konnte es soweit kommen? Die Antwort ist ernüchternd. Der Zoo hatte über Jahre hinweg verantwortungslos gezüchtet, ohne nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Verhütungsversuche bei den Weibchen scheiterten, Abgabemöglichkeiten an andere Einrichtungen wurden nicht konsequent verfolgt.
Der Tag des Tötens
Am Morgen des 29. Juli blieb der Tiergarten „aus betrieblichen Gründen“ geschlossen. Tierschutzaktivisten ahnten das Schlimmste und versuchten noch, in den Zoo einzudringen. Sieben Aktivisten schafften es über die Mauer, klebten sich fest – doch es war zu spät. Die zwölf Paviane waren bereits erschossen worden.
Reaktionen und Rechtslage
Die Empörung war groß, und zu Recht. Tiere im Zoo töten verstößt nach Ansicht führender Tierschutzorganisationen gegen das Tierschutzgesetz. Pro Wildlife stellte klar: „Diese Tötung war vermeidbar und ist aus unserer Sicht rechtswidrig“. Der Deutsche Tierschutzbund sprach von einem „Tabubruch“.
Das deutsche Tierschutzgesetz ist eindeutig: Niemand darf ein Wirbeltier ohne „vernünftigen Grund“ töten. Die Frage ist: Ist Platzmangel ein vernünftiger Grund, wenn dieser hausgemacht ist?

Argumente gegen Zoos am Beispiel dieses Falls
Unvermeidbarkeit als Schutzbehauptung
Der Tiergarten Nürnberg behauptete, die Tötung sei „alternativlos“ gewesen. Doch ist das wirklich so? Die Wahrheit sieht anders aus:
- Verhütung wurde zu spät eingesetzt: Erst als das Problem bereits außer Kontrolle geraten war, versuchte man gegenzusteuern
- Abgabemöglichkeiten wurden unzureichend verfolgt: Auffangstationen in Wales und anderen Ländern wurden kontaktiert, aber die Kommunikation verlief schleppend
- Gehegeerweiterung wurde als zu aufwendig abgelehnt: Während gleichzeitig Millionen in die Giraffenanlage investiert wurden
Ethische Dimension: Primaten als besondere Schutzobjekte
Guinea-Paviane sind uns Menschen genetisch nahe verwandt. Sie leben in komplexen Sozialstrukturen, trauern um ihre Toten und entwickeln enge Bindungen. Das töten im Zoo von Primaten überschreitet eine besondere moralische Schwelle.
Zoodirektor Dag Encke räumte selbst ein, dass der Aufschrei bei Pavianen größer sei, „weil es sich um Affen handelt, nahe Verwandten des Menschen“. Wenn selbst die Verantwortlichen die besondere Problematik erkennen, warum handeln sie dennoch so?
Profit vor Tierschutz
Zoos sind Wirtschaftsunternehmen, die Gewinn erwirtschaften müssen. Der Tiergarten Nürnberg Paviane-fall zeigt deutlich: Wenn Tiere nicht mehr zur Gewinnmaximierung beitragen, werden sie entsorgt. Süße Tierbabys locken Besucher an – erwachsene Tiere, die Platz kosten, werden getötet.
Widersprüche und blinde Flecken
Artenschutz oder Heuchelei?
Der zynischste Aspekt des Falls: Guinea-Paviane gelten in der Natur als „potentiell gefährdet“. Ihre Bestände in Westafrika sind in den letzten 30 Jahren um 20 Prozent zurückgegangen. Ausgerechnet diese bedrohten Tiere werden in deutschen Zoos aus Platzmangel erschossen – das ist Artenschutz ad absurdum.
Kontinuität der Gewalt
Das töten im Zoo ist keine Ausnahme, sondern traurige Normalität:
- 2014: Giraffe Marius im Zoo Kopenhagen – öffentlich zerlegt und verfüttert
- 2014: Vier Löwen im gleichen Zoo getötet, weil ein neues Männchen kam
- 2023: Zebrahengst Franz in Leipzig erschossen und an Löwen verfüttert
- 2025: Vier Moorantilopen in Leipzig erschossen – trotz Gefährdungsstatus
Pro Wildlife schätzt, dass in europäischen Zoos jährlich 3.000 bis 5.000 Tiere getötet werden.
Doppelmoral der Institution
Besonders perfide: Während die Paviane Nürnberg aus Platzmangel sterben mussten, investiert der Zoo Millionen in neue Anlagen für andere Tiere. Die Prioritäten sind klar – Marketingeffekt schlägt Tierschutz.
Perspektiven für Alternativen
Schutzgebietsbasierter Artenschutz
Echter Artenschutz findet im natürlichen Lebensraum statt, nicht im Zoo. Die Millionen, die jährlich in deutsche Zoos fließen, wären im Habitatschutz besser investiert:
- Schutz der verbleibenden Lebensräume in Westafrika für Guinea-Paviane
- Anti-Wilderei-Programme vor Ort
- Unterstützung lokaler Gemeinden beim nachhaltigen Wirtschaften
Moderne Bildungsalternativen
Du fragst Dich vielleicht: Wie sollen Kinder dann Tiere kennenlernen? Die Antwort liegt in der Technologie:
Virtual und Augmented Reality
Moderne VR- und AR-Technologien ermöglichen es, Tiere in ihren natürlichen Lebensräumen zu erleben, ohne sie zu quälen:
- Immersive 360°-Erlebnisse in afrikanischen Savannen
- Interaktive Lernprogramme über Tierverhalten
- Virtuelle Begegnungen ohne Tierleid
Pionierhafte Projekte wie das Big Cat Rescue zeigen bereits, wie ein vollständig AR-basierter Zoo funktionieren kann.
Bildungsprogramme und Dokumentationen
Hochwertige Naturdokumentationen und interaktive Bildungsprogramme vermitteln mehr Wissen über Tiere als ein Zoobesuch – ohne das damit verbundene Leid.
Auffangstationen statt Zuchtbetriebe
Anstatt weiter zu züchten und zu töten, sollten bestehende Zoos zu Auffangstationen umgewandelt werden:
- Aufnahme von Tieren aus Privathaltung und Zirkussen
- Keine weitere Zucht und damit keine „Überschusstiere“
- Fokus auf Rehabilitation statt Entertainment
Praktische Empfehlungen für Aktivistinnen
Strategien für öffentlichkeitswirksame Beiträge
Du willst aktiv werden? Hier sind konkrete Handlungsempfehlungen:
Faktenbasiert argumentieren
- Nutze offizielle Zahlen: Verweise auf die 3.000-5.000 jährlich getöteten Zootiere in Europa
- Zitiere das Tierschutzgesetz: § 17 TierSchG stellt das Töten ohne vernünftigen Grund unter Strafe
- Benenne das Staatsziel Tierschutz: Art. 20a Grundgesetz verpflichtet den Staat zum Tierschutz
Emotionen kontrolliert einsetzen
- Zeige Empathie für die getöteten Tiere, ohne hysterisch zu werden
- Betone die Widersprüche zwischen Artenschutz-Rhetorik und Realität
- Verwende persönliche Ansprache: „Stell Dir vor, Dein Haustier würde aus ‚Platzmangel‘ getötet“
Rechtliche Grundlagen verstehen
Tierschutzgesetz und „vernünftiger Grund“
Das deutsche Tierschutzgesetz verbietet das Töten von Wirbeltieren ohne „vernünftigen Grund“. Dieser unbestimmte Rechtsbegriff wird in der Rechtsprechung eng ausgelegt:
- Kranke Tiere: Euthanasie bei unheilbaren, schmerzhaften Krankheiten
- Lebensmittelgewinnung: Schlachtung für den menschlichen Verzehr
- Wildtiermanagement: Jagd zur Bestandsregulierung
Platzmangel aufgrund eigener Fehlplanung ist nach Ansicht von Juristen kein vernünftiger Grund.
Staatsziel Tierschutz als Argument
Seit 2002 ist Tierschutz als Staatsziel im Grundgesetz verankert. Das bedeutet:
- Alle staatlichen Organe sind dem Tierschutz verpflichtet
- Bei Abwägungen muss der Tierschutz gleichrangig berücksichtigt werden
- Behörden und Gerichte müssen tierschutzfreundlich auslegen
Rechtsinstrument | Inhalt | Bedeutung für Zoos |
---|---|---|
§ 17 TierSchG | Verbot der Tötung ohne vernünftigen Grund | Platzmangel durch Fehlplanung ist kein vernünftiger Grund |
Art. 20a GG | Staatsziel Tierschutz | Staat muss Alternativen zur Tötung prüfen |
§ 1 TierSchG | Schutz vor Leiden | Dauerhafte Gefangenschaft verursacht Leiden |
Kampagnenführung und Öffentlichkeitsarbeit
Social Media strategisch nutzen
- Hashtags koordiniert einsetzen: #ZoosAbschaffen #PavianeNürnberg #TötenImZoo
- Fakten-Posts mit Quellen versehen
- Emotionale Geschichten mit Bildern der getöteten Tiere verbinden
- Lokale Medien kontaktieren und Pressemitteilungen versenden
Politische Arbeit
- Petitionen starten für schärfere Tierschutzgesetze
- Abgeordnete kontaktieren und auf das Problem aufmerksam machen
- Bürgerinitiativen gründen für zoofreie Städte
- Kommunalpolitik einbeziehen: Viele Zoos sind städtisch betrieben

Fazit: Warum Zoos – wie sie heute sind – kein Ort des Schutzes, sondern des Scheiterns sind
Der Fall der Paviane Nürnberg ist ein Menetekel. Er zeigt uns schonungslos auf, dass das System Zoo gescheitert ist. Töten im Zoo wird als unvermeidbare Notwendigkeit verkauft, ist aber in Wahrheit das Ergebnis einer Industrie, die Tiere als austauschbare Objekte betrachtet.
Moralisches Versagen
Wenn wir als Gesellschaft akzeptieren, dass gesunde, intelligente Primaten aus Platzmangel erschossen werden, haben wir unseren moralischen Kompass verloren. Das Staatsziel Tierschutz im Grundgesetz wird zur Farce, wenn staatliche Einrichtungen selbst gegen elementare Tierschutzprinzipien verstoßen.
Strukturelles Problem
Das Problem liegt nicht bei einzelnen „bösen“ Zoodirektoren, sondern im System selbst:
- Ökonomischer Druck zwingt zur Gewinnmaximierung
- Platzmangel ist systemimmanent bei der Haltung von Wildtieren
- Zuchtprogramme produzieren zwangsläufig „Überschusstiere“
Rechtliche Konsequenzen
Die angekündigten Strafanzeigen gegen den Tiergarten Nürnberg sind richtig und wichtig. Sie können ein Signal setzen, dass töten im Zoo nicht länger als normal hingenommen wird.
Blick in die Zukunft: Wie es anders und besser laufen könnte
Die Zukunft liegt nicht in reformierten Zoos, sondern in ihrer Überwindung:
Kurzfristig (1-5 Jahre)
- Zuchtverbote für nicht-heimische Arten
- Umwandlung zu Auffangstationen für notleidende Tiere
- Massive Investitionen in Habitatschutz statt Zoobau
Mittelfristig (5-15 Jahre)
- VR-Zoos als vollwertiger Ersatz für traditionelle Zoos
- Bildungszentren ohne lebende Wildtiere
- Auslaufen der Wildtierhaltung in der Unterhaltungsindustrie
Langfristig (15+ Jahre)
- Zoofreie Gesellschaft mit Fokus auf Habitatschutz
- Globale Schutzgebietssysteme für bedrohte Arten
- Technologiebasierte Tierbegegnungen ohne Tierleid
Du kannst Teil dieser Veränderung sein. Jeder Zoobesuch, den Du verweigerst, jede Spende an Habitatschutz-Organisationen statt an Zoos, jeder kritische Artikel, den Du teilst, bringt uns dieser besseren Zukunft näher.
Das Drama um die Paviane Nürnberg darf nicht umsonst gewesen sein. Es muss der Wendepunkt werden, an dem wir als Gesellschaft endlich ehrlich hinsehen und erkennen: Zoos gehören der Vergangenheit an. Die Zukunft des Tierschutzes liegt im Schutz natürlicher Lebensräume und dem Respekt vor der Würde jeden Lebewesens.
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Zuletzt aktualisiert am 29. Juli 2025 von Claudia Festl